Das Belichtungsdreieck

Belichtungsdreieck (Eigene Darstellung)

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Was ist das Belichtungsdreieck?

Das Belichtungsdreieck bezieht sich auf das Zusammenspiel von drei Faktoren, welche die Belichtung eines Fotos beeinflussen: Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert. Das Ziel des Belichtungsdreiecks ist es, die richtige Kombination aus den drei Faktoren zu finden, um das Bild korrekt zu belichten. Eine Änderung an einem der Parameter erfordert in der Regel eine Anpassung an mindestens einen der anderen Parameter, um das gleiche Belichtungsniveau beizubehalten. In der Fotografie wird hierbei auch von Belichtungsstufen (EV) gesprochen. Sie geben an, wie viel Licht auf den Sensor fällt und demzufolge wie hell das Bild wird. Jede Belichtungsstufe repräsentiert eine Verdopplung oder Halbierung der Lichtmenge, die auf den Sensor fällt. Als Praxisbeispiel habe ich ein Foto korrekt belichtet und anschließend die Belichtungsstufen verändert (Abb. 1-6). Weiter unten erfährst du genaueres zum Thema ISO/Signalverstärkung und Lichtmenge.

(Abb.1)

Blende: f 5.6
Verschlusszeit: 1/200s ISO: 640
EV -2

(Abb.2)

Blende: f 5.6
Verschlusszeit: 1/200s ISO: 1250
EV -1

(Abb.3)

Blende: f 5.6
Verschlusszeit: 1/200s ISO: 2500 
EV 0

(Abb.4)

Blende: f 5.6
Verschlusszeit: 1/200s ISO: 5000
EV +1

(Abb.5)

Blende: f 5.6
Verschlusszeit: 1/200s ISO: 10000
EV +2

Bei Verdopplung bzw. Halbierung der ISO oder der Verschlusszeit wird sich das Foto um eine Belichtungsstufe (+/- 1 EV)  verändern. Wie das Belichtungsdreieck vermuten lässt kann man auch durch das Verändern der Blende die Belichtungsstufen anpassen. Hierbei sollte aber die sogenannte Blendenreihe (Abb. 6) berücksichtigt werden, denn im Gegensatz zu den anderen Parametern werden ganze Blendenstufen (+/- 1 EV) mit dem Faktor 1,4 errechnet. 

(Abb.6) Die Blendenreihe (Eigene Darstellung)

Die Blendenreihe besteht tatsächlich aus halben und drittel Blendenstufen. Einfachheitshalber habe ich nur die vollen Blendenstufen aufgeführt. Zu Beginn meiner fotografischen Reise konnte ich nicht nachvollziehen, warum ein 400mm f2.8 Objektiv fünfmal (!) so viel kostet wie ein 500mm f5.6 Objektiv. Mit Blick auf die Blendenreihe wird klar, das hier viermal so viel Licht auf den Sensor fällt und man beispielsweise die ISO von 10000 auf 2500 reduzieren könnte. Je offener die Blende (kleine Zahl), desto komplexer, größer und schwerer werden die Objektive in der Regel. Wer sich ein wenig mit der Optik auseinandergesetzt hat, wird feststellen, dass sich die Hersteller an den Grenzen der aktuellen Physik bewegen. Features wie Bildstabilisator, Verzeichnung, Vignettierung, Geschwindigkeit, Größe, Gewicht, Preis, Schärfe von der Mitte bis zum Rand, Schärfe in jeder Fokusdistanz, möglichst kleine Naheinstellgrenze bedingen sich gegenseitig und es muss ein Kompromiss gefunden werden. Ein Sprung von f 1 auf f 1.4 ist genauso groß wie von f 8 auf f 11.

Blende und Bildgestaltung

Die Blende ist Teil des Objektivs und ermöglicht es, die Menge an Licht zu kontrollieren, welche durch das Objektiv gelangt. Sie wird durch eine Reihe von Lamellen gebildet, die sich je nach Einstellung öffnen oder schließen. Die Größe der Blendenöffnung wird durch die Blendenzahl angegeben, die auf dem Objektiv angegeben ist. Eine kleine Blendenzahl (wie f 1.2) bedeutet eine große Öffnung und damit viel Licht. Eine große Blendenzahl (wie f 32) bedeutet eine kleine Öffnung und damit wenig Licht.
Hisichtlich der Bildgestaltung hat die Blende einen Einfluss auf die Schärfentiere im Bild. Offenblendige Objektive neigen nämlich je nach Abstand zum Motiv und Hintergrund zu einem sehr weichen und cremigen Bokeh. Im Umkehrschluss haben abgeblendete Objektive einen großen Schärfenbereich, aber dafür tendenziell einen unruhigeren Hintergrund. Im Internet findest du viele Schärfentiefenrechner und kannst damit experimentieren.

Beispiel:
Brennweite 200mm f 1.4 & Abstand zum Motiv 10m
= vorne und hinten ca. 10cm Schärfebereich

Brennweite 200mm f 8 & Abstand zum Motiv 10m
=vorne und hinten ca. 55cm Schärfebereich

Die Blende sollte nicht zu weit geschlossen werden, da die sogenannte „Beugungsunschärfe“ auftreten kann. Die meisten Objektive haben in den mittleren Blendenstufen ihre maximale Schärfe erreicht.

(Abb.7)

Blende: f 2.8

(Abb.8)

Blende: f 4

(Abb.9)

Blende: f 5.6

(Abb.10)

Blende: f 8

(Abb.11)

Blende: f 22

Verschlusszeit

Before After DSC_4106DSC_4105

(Abb.13) Verschlusszeit 1/2000s VS 25 Sekunden

Die Verschlusszeit bezieht sich auf die Dauer, die während
der Verschluss der Kamera geöffnet bleibt, um Licht auf den Sensor zu lassen. Eine kurze Verschlusszeit bedeutet, dass der Verschluss schnell schließt und öffnet. Eine längere Verschlusszeit bedeutet, dass der Verschluss länger offen bleibt. Eine kurze Verschlusszeit (z. B. 1/1250s) friert schnelle
Bewegungen ein und reduziert die Wahrscheinlichkeit von
Bewegungsunschärfe im Bild, während eine lange Verschlusszeit (z. B. 1/10s) Bewegungsunschärfe erzeugen kann, aber dafür mehr Licht einfängt (Abb.13). Es ist also sehr individuell, welche Verschlusszeit du benötigst. Als Faustregel ist der Kehrwert der Brennweite zu empfehlen (je nach Bildstabilisator). Mit einem 105mm Objektiv wäre somit eine Verschlusszeit von 1/100s empfehlenswert. Dieser Wert dient in erster Linie dazu, die eigenen Verwacklungen zu minimieren. Allerdings wurde hierbei noch nicht die Bewegungsgeschwindigkeit des Motivs berücksichtigt:

Portraits:  1/60s – 1/125s
Jogger:      1/125s – 1/500s 
Action:      1/1000s – 2000s +

Ebenso sollte in der Makrofotografie eher eine kürzere Verschlusszeit gewählt werden, da eine starke Vergrößerung zu mehr Verwacklungen führt. 

ISO-Wert

Before After DSC_4098DSC_4097

(Abb.14) Rauschverhalten: ISO 51200 VS ISO 100

Der ISO-Wert ist ein Maß dafür, wie empfindlich der Kamerasensor auf Licht ist. Die Erklärung dafür ist, dass sich auf dem Sensor Photodioden befinden, welche Licht bzw. Photonen in ein elektrisches Signal umwandeln. Eine höhere Empfindlichkeit dieser Dioden führt allerdings zu einem höheren Bildrauschen, was die Bildqualität beeinträchtigt (Abb.14). Wichtig zu wissen ist die Tatsache, dass der ISO-Wert erst „angewendet“ wird, wenn das Bild bereits aufgenommen und durch Blende/Verschlusszeit belichtet wurde. Das Belichtungsdreieck ist meiner Meinung nach also nur teilweise richtig. Die ISO erhöht nämlich nicht die Menge des Lichts, sondern verstärkt lediglich die elektrischen Signale. Bei gleichen Kameraeinstellungen hat ein Foto mit ISO 200 die gleiche Belichtung erfahren wie ein Foto mit ISO 3200. Das erzeugte elektrische durch die ISO verstärkte Signal aus Photonen wird anschließend in den „Analog-Digital-Wandler“ der Kamera transferiert. Dort wandelt die Kamera das analoge Signal in einen digitalen Helligkeitswert bzw. Tonwert um.
Der ISO-Wert erzeugt übrigens kein Bildrauschen, sondern verstärkt nur das Grundrauschen des Kamerasensors.
Tipp:
In der Regel verhält sich das Rauschverhalten von Kameras nicht proportional. Meine 24MP Kamera hat bei ISO 200 fast das gleiche Rauschverhalten wie bei ISO 800. Aufgrund der Pixeldichte des Sensors, tritt dieser Effekt bei meiner 45MP Kamera hingegen schon bei ISO 100 und ISO 500 auf. Im Internet kannst du nach „Read Noise Tables“ Ausschau halten und überprüfen, wie das Rauschverhalten deiner Kamera ist.

Quellen: Eigene Recherche und persönliche Erfahrungen Stand 29.04.2023. Alle Angaben sind deshalb ohne Gewähr.